Was ihr wollt! - Twelfth Night
William Shakespeare
Premiere 30.06.2015
Regie
Alexander Flache
Dramaturgie
Miriam Szwillus
Bühne
Anja Furthmann
Kostüme
Gabriele Kortmann
Maske
Tamara Zenn
Musik/Komposition
Toni P. Schmitt
Schauspieler/innen
Elisabeth Milarch, Yvonne Johna, Katharina Kwaschik,
Erik Studte, Michael Günther, Nico Selbach
Shakespeare Company Berlin - Naturpark Schöneberg Berlin
PRESSE
Die Shakespeare Company Berlin zeigt im Südgelände ein rundes, melancholisch-lustiges
Sommermärchen
Der Abendwind biegt sanft die Baumwipfel, Vögel zwitschern - schön ist Illyrien im Schöneberger Südgelände. Dort stranden die Zwillinge Viola und Sebastian. Anders als üblich bei sommerlichen Shakespeare-Inszenierungen machen Schiffbruch und Rettung hier den großen musikalisch-pantomimischen Auftakt, der bei aller Märchenhaftigkeit doch einen sanften Bogen ins Heute spannt. Ein Kreis, der sich am Ende schließt, wenn der glückliche Ausgangim Liebeskarussell als Traum entlarvt wird, weil die Geschwister gar nicht gerettet worden sind. Zwischen diesen klug gesetzten Eckpfeilern erzählen die durchweg souveränen Akteure die bittersüße Verwirrung der Geschlechter und der Leidenschaft in einer feinen Balance aus Komik und Poesie. Good old Williams doppelbödige Texte dürfen leuchten, Schenkelklopfen ist nicht gefordert. Was nicht heißt, dass es nicht manchmal derb zugeht. Dafür sind vor allem die Saufkumpane von Rülp und von Siechenwang zuständig, die auch mal eine köstliche Zeitlupen-schlägerei vom Zaun brechen dürfen. Ansonsten soll gerade so viel gelacht werden, wie es die Situation hergibt. Keiner verrät seine Figur an einen Gag.
zitty-Kritik (17/2015) Gerd Hartmann
Schiffbrüchige in Schöneberg
(…)Im Natur-Park auf dem Schöneberger Südgelände macht die Shakespeare Company recht deutlich, welches Land das Land der Träume, Hoffnungen und vielleicht auch Illusionen vieler Flüchtlinge ist: Das Bühnenbild besteht aus zwei Lattenzäunen und vier Gartenzwergen, rechts steht ein Schild mit der Aufschrift "Singen verboten", (…) ein Verordnungsalbtraum, ein deutscher Schrebergarten des Klein-Klein. (…) Die sechs Darsteller spielen zusammen 14 Rollen.(…) Zwischendurch dürfen Shakespeares Rausch an Poesie und das Gänsehaut- Liebesgeflüster ein bisschen große Dramatik auf der kleinen Bühne des freien Ensembles verstreuen. Die Darsteller zeigen ein bis zum Schluss engagiertes Spiel um das "Who is who" in Shakespeares Sommerkomödie. Und am Ende siegt nach den ganzen Albernheiten die Tragik des Dichters. Die hat die Truppe erschreckend aktuell in die Gegenwart übertragen: (…) Zum Schluss war alles nur eine Illusion, die Liebe, das Glück in der neuen Heimat, die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Violas letzter Traum von einem besseren Leben in Illyrien ist mit dem Boot zerschellt, sie selbst - der Flüchtling mit der Hoffnung auf Asyl im schwäbisch-bayrischen-plattdeutschen Illyrien - sinkt zum Meeresgrund.
Morgenpost 14.07.15 Von Eva Lindner
Schiffbruch mit Gartenzwerg - Überhaupt sind es die komischen Figuren, der eitle Malvolio, der gedankenschnelle Feste und der trankverliebte Tobias von Rülp, denen die besten Szenen in diesem Volkstheater gehören.
TAZ 14.07.2015 Katrin Bettina Müller