Besetzung │ Presse │ Fotos │ Video
UND DANN GAB'S KEINES MEHR
(Agatha Christie)
11.11.2023 um 20:00 Uhr
LBNN Wilhelmshaven
Regie: Alexander Flache
Bühnen- & Kostümbild: Hans Winkler
Dramaturgie: Kerstin Car
Ensemble
Simon Ahlborn, Helge Gutbrod, Philip Heimke, Sven Heiß,
Sibylle Hellmann, Ramona Marx, Félicien Moisset,
Orhan Müstak, Hannah Sieh, Johannes Simons
Landesbühne Niedersachsen/Nord
Wilhelmshaven
PRESSE
Todesursache schlechtes Gewissen
Die Landesbühne Nord sorgt mit dem düsteren Agatha Christie Thriller „Und dann gab’s keines mehr“ für Höchstspannung im Stadttheater Wilhelmshaven.
Beim düsteren Thriller „Und dann gab’s keines mehr“ der „Queen of Crime“ Agatha Christie durfte zur Premiere im Stadttheater Wilhelmshaven natürlich nicht zu viel verraten werden. Bühnen- und Kostümbildner Hans Winkler hatte sich selbst übertroffen, sowohl bei der eleganten englischen Hotelkulisse, die zeitlos vor dem rauschenden Meer stand, als auch bei den Kostümen der teils schrulligen Typen, die vom Hauspersonal bis zum hohen Militärgrad wiederum unterschiedlicher kaum sein können. Sie alle einte, vom Moment der Urteilsverkündung aus dem Off an, die Angst, durch bigotte Bibelzitate ebenso wirkungslos überspielt wie durch großmäuliges Abenteurergetue. Hans Winkler freute sich beim Premierengespräch, einmal keine „Mord im Pfarrhaus-Kulisse“ für Agatha Christie gebaut zu haben, sondern es mondän angehen zu dürfen. Unter der Regie von Alexander Flache war eine vom ersten Moment an spannungsgeladene Stimmung zu spüren. Das lag natürlich auch daran, dass man weiß, was den zehn Protagonisten bevorsteht.
NWZ Henning Karasch 12.11.2023
Ein Mord folgt auf den anderen
Mal ehrlich: In diesem Stück reihen sich die Morde aneinander wie die Perlen einer Kette. Es wird gewaltig gestorben, mal dezent im Hintergrund, mal hochdramatisch auf offener Bühne. Die Mittel des Mörders (oder der Mörderin?) sind Messer, Axt, Zyankali, Pistole, Gift spritze, Galgenstrick. Die Stimmung unter den Protagonisten schwenkt von freudigen Erwartungen im Luxusdomizil rasch um in Furcht und Schrecken. Genau genommen ist Agatha Christies Kriminal stück „Und dann gab's keines mehr" eine recht finstere Geschichte. Was also macht diesen Stoff so unterhaltsam? Die Premiere der Landesbühnen-„Inszenierung" hat es am Samstagabend verraten: Es sind die Figuren, zehn an der Zahl und ausgestattet mit den schönsten Spielarten an Schrulligkeit, Schrägheiten, Exzentrik und Skurrilität. Als Regisseur hat Alexander Flache die Puppen tanzen lassen, sprich: Die Heldinnen und Helden dieses britischen Gesellschaftspanoptikums aufeinander losgelassen, natürlich formvollendet, wie es sich für die Gäste einer verdammt exklusiven Herberge der 1930er Jahre gehört. Die Kulisse ein Traum! Hans Winkler hat als Bühnen- und Kostümbildner ein elegantes Hotelfoyer mit Veranda und Blick aufs Meer geschaffen, Tag- und Nachtstimmungen wechseln ebenso wie das Seewetter, und die fantastische Beleuchtung- von Sonnenlicht bis Kerzenschimmer, Blitz und Regen ist alles dabei - stiehlt selbst der zunehmend spannungsgeladener Handlung hier und da ein bisschen die Schau. Das ist allein der visuellen Qualität zu verdanken, denn die Darsteller wiederum liefern ganzen Einsatz und zeichnen ihre Rollen derart intensiv, dass es wahrlich ein Jamme ist, wenn einem nach dem anderen ein mörderischer Abgang wider fährt. (…)
Flache hat mit Christies Bühnenvorlage regelrecht geklotzt und das Ensemble die Ereignisse und Charakterzüge intensivst ausleben lassen. So macht sie tatsächlich Spaß die Figuren so überhaupt nichts zu lachen haben und ihre stärksten Auftritte mit überwiegend sehr dramatischen Ereignissen verbunden sind. Zu den Feinheiten zählen die Sprechkultur und die Dialoge. Das inszenatorische Gesamtpaket ist gut durchdacht und intelligent geschnürt. So wartet „Und dann gab's keines mehr" mit ganzer Üppigkeit auf: Mit einer mitreißenden Ensembleleistung und einer fantastischen Ausstattung.
13.11.2023 von Desiree Warntjen Wilhelmshavener Zeitung